Montag, 20. April 2009

Gemeinsam gegen A 100

Von der Berliner Presselandschaft weitgehend ignoriert nahmen gestern über 2000 Menschen an einer Skater- und Fahrraddemo gegen den Ausbau der Stadtautobahn A 100 teil.

Damit wurden die Erwartungen der Bürgerinitiative Stadtring Süd (BISS), die wir so gut es geht unterstützen, mehr als übererfüllt: die angemeldete Teilnehmerzahl wurde um das Siebenfache übertroffen.

Mit dem 16. Bauabschnitt zwischen Autobahndreieck Neukölln und Treptower Park sind hunderte von Gärten und Bäume bedroht - ungleich mehr als beispielsweise am Landwehrkanal, wo vor zwei Jahren mehr als 20.000 Unterschriften das Schlimmste verhindert haben.

Mit dem neuen Autobahnteilstück würde zudem der Auftakt für einen neuen Autobahnring durch Ost-Berlin geschaffen. Die zerstörerische Wirkung des bestehenden Autobahnrings kann man bereits heute studieren. Abgesehen von den unmittelbaren Zerstörungen durch den Bau steigen Lärm und Feinstaubbelastung in der Nähe drastisch an und belasten jene Stadtteile, die ohnehin an einer Unterversorgung mit Grünflächen leiden. Gleichzeitig wird bei Abschluss des Ringes dem öffentlichen Nahverkehr auf dem S-Bahnring unnötig Konkurrenz gemacht.

Der angebliche Mangel an Geld für eine nachhaltige Sanierung des Landwehrkanals steht in einem auffälligen Kontrast zu der knapp einer halben Mrd €uro die für dieses unnötige und schädliche Verkehrsprojekt ausgegeben werden sollen.

Dienstag, 14. April 2009

Abwrackprämie für die Fahrgastschifffahrt!

Hunderttausende nutzen die Abwrackprämie, um ihre alten Pkw’s durch neue energiesparende Modelle zu ersetzen, mutige Unternehmen läuten mit Elektroautos eine neue Epoche der Mobilität ein. Bei der Fahrgastschifffahrt auf dem Landwehrkanal herrscht dagegen immer noch das fossile Zeitalter.

Seit am 19. April 2007 an der Anlegestelle der Reederei Riedel neben der Kottbusser Brücke Teile der Ufermauer absackten ist offensichtlich, dass der Landwehrkanal der wachsenden Belastung durch die konventionelle Fahrgastschifffahrt nicht mehr gewachsen ist. Die Kanalmauern sind nicht nur alt und überholungsbedürftig, sie sind für eine Belastung durch schwere Dieselmotoren einfach nicht geeignet.

Eine bloße Reparatur der Mauern, wie sie nun seit fast zwei Jahren in einem Mediationsverfahren diskutiert wird, kann deshalb die Probleme nicht lösen. Gleichzeitig muss auch bei der Nutzung des Kanals umgedacht und umgesteuert werden. Die schweren Fahrgastschiffe müssen durch leichtere, weniger schädliche Transportmittel ersetzt werden. Gleichzeitig kann damit auch die Belastung der Anwohner durch die Abgase der Motoren reduziert und die CO²-Bilanz der Stadt verbessert werden. Fahrgastschiffe in Katamaranbauweise lassen sich nämlich auch mit Solarenergie betreiben.

Solche modernen Schiffe können 100 Personen und mehr bei Geschwindigkeiten bis zu 15 km/h transportieren – dank moderner leistungsfähiger Gelbatterien sogar 10 Stunden lang ohne Sonnenschein. Auch in Berlin wird noch in diesem Sommer ein solares Fahrgastschiff in Betrieb gehen (http://www.solarwaterworld.de/). Eine Allianz alteingesessener Reeder, deren Schiffe teilweise schon über 50 Jahre in Betrieb sind blockiert jedoch bis heute entschlossene Schritte in eine Ruß- und CO²-freie Zukunft.

Schuld ist auch die Politik, die innovativen Technologien nicht ausreichend fördert, sondern sogar noch bürokratisch gängelt und nicht mal in der Lage ist, die EU-Feinstaubnormen, welche für alle Kraftfahrzeuge in Berlins Zentrum längst gelten, konsequent auch für die Dieselschiffe durchzusetzen. So müssen sich alle Anwohnenden und Erholungssuchenden am Kanal weiter mit aggressiven Partikeln beräuchern lassen, die erwiesenermaßen Herz- und Gefäßkrankheiten sowie Krebs auslösen.

Statt endlich eine städtebauliche Rahmenplanung für den Landwehrkanal einzuleiten, die den Ansprüchen an eine nachhaltige Stadtentwicklung genügt, klammert sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an Autobahn-Neubaupläne (
http://www.stop-a100.de/ ) aus Zeiten automobilen Wachstumswahns. Dazu folgender Vergleich: Die Sanierung des Landwehrkanals auf 11,5 km Länge soll etwa 150 Mio. Euro kosten, der kurze Abschnitt der Autobahn A100 von Neukölln bis Treptow dagegen dreimal so viel!

Machen wir den Politikern im Wahlkampf klar, wo unsere Prioritäten liegen und was wir von ihnen erwarten. Beteiligen wir uns am 19. April an der Fahrraddemo „A100 stoppen“ (Start 15 Uhr S-Bhf. Treptower Park). Ab 19 Uhr begrüßen wir euch unter dem Motto "Landwehrkanal für alle!" auf der Admiralbrücke zu einer stadtpolitischen Soirée.